Tecindustry Technik - Ein Berufsfeld für Frauen?

Technik - Ein Berufsfeld für Frauen?

Technik ist nichts für Mädchen? Dieses Vorurteil hält sich hartnäckig, aber an den Fähigkeiten liegt es oftmals nicht. Auch Samira musste sich gegen falsche Vorstellungen wehren. Heute ist sie froh, dass sie den Mut hatte, ihren eigenen Weg zu gehen.

Wer einen technischen Beruf wählt, entscheidet sich für eine sinnvolle Arbeit mit Zukunft. Denn als Automatiker/in, Konstrukteur/in oder Elektroniker/in hilfst du mit, Neues zu schaffen und damit den Schutz von Klima und Umwelt zu verbessern. Leider sind Mädchen in den technischen Berufen noch immer stark untervertreten. Von 12‘000 Jugendlichen, die jährlich in der Schweiz eine Lehre in den Bereichen Informatik und Technik starten, sind lediglich 7% weiblich. Das ist schade, denn einmal in der Industrie Fuss gefasst, können es Frauen weit bringen. Sie sind in technischen Berufen gern gesehen und werden von ihren Arbeitgebern oft gezielt gefördert.

Am Meitli Technik-Tag den Traumberuf entdeckt

Das hat auch Samira so erlebt. Trotz durchschnittlicher Schulnoten und entgegen dem Rat ihrer Lehrerin hat sie sich für eine Lehre als Automatikerin entschieden. Den Anstoss gab ihr der Besuch an einem «Meitli-Technik-Tag» bei Siemens, wo sie mit anderen jungen Frauen die Berufe Informatiker/in, Elektroniker/in und Automatiker/in kennenlernen durfte. «Bei der Automatiker/Innen-Lehre wusste ich sofort: Das ist das, was ich machen will. Nicht nur am Computer sitzen, sondern auch handwerklich tätig sein – aber eben nicht nur. Das hat mich fasziniert», sagt Samira. Schon früh war ihr klar, dass sie eine technische Lehre machen wollte, aber an der Schule riet man ihr zum KV. So habe sie etwas «Solides». Sie verdankt es einem Wahlfachlehrer, der ihr Potenzial erkannt hat und sie darin bestärkte, ihren eigenen Weg zu gehen.  Zu Samiras Geschichte

Falsche Vorstellungen beeinflussen die Berufswahl

Lea Hasler ist die Geschäftsführerin des Vereins IngCH Engineers Shape our Future, der sich für den Nachwuchs in technischen Berufen engagiert. Sie sagt: «Oftmals haben junge Mädchen, aber auch ihre Eltern, eine völlig falsche Vorstellung davon, was man in einem technischen Beruf eigentlich macht und was die Anschlusschancen sind.» Manche Eltern würden denken, dass ihre Töchter nach einer Automatikerinnen-Lehre bis zur Pensionierung an der Maschine stehen. Was viele nicht wissen: Neben handwerklichem Geschick sind Softskills wie gute Kommunikationsfähigkeiten genauso wichtig für den Beruf. Die Weiterentwicklungsmöglichkeiten nach einer technischen Lehre sind vielfältig: «Man kann sich zur Teamleiterin weiterbilden, in der Produktentwicklung tätig sein oder nach der Lehre noch ein Studium anhängen. Mit einer technischen Grundbildung stehen einem viele Wege offen», sagt Lea.

Das Umfeld miteinbeziehen

Neben der Aufklärungsarbeit an Schulen sind denn auch Angebote, die auf das Umfeld der Schülerinnen und Schüler abzielen, sehr wichtig. Edith Schnapper leitet die Nachwuchsförderung bei der Schweizerischen Akademie der Technischen Wissenschaften (SATW). Auch sie weiss: Das Umfeld muss miteinbezogen werden, damit Förderprogramme erfolgreich sind. Neben der Tec-Challenge und einem Mentoring-Programm für technikaffine Mädchen organisieren sie deshalb häufig auch Events, zu denen Freunde und Eltern eingeladen sind. Seit diesem Jahr bieten sie neu einen Mutter-Tochter-Codierworkshop an, um den Müttern das Talent ihrer Töchter näher zu bringen und Vorbehalte gegenüber einer technischen Ausbildung abzubauen. Edith sagt: «Mütter haben oft selber Berührungsängste mit Technik und geben diese unbewusst an ihre Töchter weiter. Dort wollen wir ansetzen.»

Informationen aus erster Hand

Samira hat es nicht bereut, dass sie sich für eine technische Lehre entschieden hat. Die Arbeit gefällt ihr und von ihrem Team erfährt sie viel Unterstützung.  Später will sie die Berufsmaturität nachholen und vielleicht studieren. Für die Berufswahl findet sie es wichtig, dass die Jungen Informationen von Gleichgesinnten erhalten. Deshalb engagiert sie sich als Botschafterin im Nachwuchsprogramm «Achtung Technik Los!». Vor Schulklassen berichtet sie von ihren Berufserfahrungen und gibt Tipps für die Lehrstellensuche. Ihr Rat an die Schülerinnen und Schüler? «Macht das, was euch Spass macht und lasst euch nicht von kritischen Kommentaren entmutigen. Wenn ihr es selbstbewusst anpackt, könnt ihr viel erreichen.»

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Letzte Aktualisierung: 13.03.2023