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Nachhaltig unterwegs: Energieeffizienz im Schienenverkehr

Der Schienenverkehr wächst und benötigt mehr Energie. Für die Standseilbahn Biel-Magglingen hat ABB zusammen mit ihren Partnern ein Energiemanagementsystem entwickelt, das als Weltneuheit in die Geschichte eingeht.

Züge sind im Durchschnitt pro Personenkilometer fast 12 Mal energieeffizienter als Autos und pro Tonne Fracht acht Mal effizienter als Lastwagen. Die Verlagerung von mehr Personen- und Güterverkehr vom Flugzeug und von der Straße auf die Schiene ist daher ein zentrales Element der europäischen Strategie zur Verringerung der Emissionen im Verkehrssektor.

Mit dem Wachstum der Schienennetze steigt jedoch auch der Energieverbrauch. Um nachhaltige Verkehrsmittel wie elektrische Züge zu fördern und gleichzeitig ein Gleichgewicht zwischen der wachsenden Bahninfrastruktur und ihrem Energieverbrauch herzustellen, muss der Schienenverkehr so energieeffizient wie möglich sein.

Und wo könnte man Innovationen im Bereich des effizienten Schienenverkehrs besser vorantreiben als in der Schweiz, wo wir über eines der grössten Eisenbahnsysteme Europas verfügen. Die Schweizerinnen und Schweizer fahren mehr mit dem Zug als alle anderen europäischen Nationen ihren Ländern, und zwar rund 2‘400 km pro Kopf im Jahr 2019.

Lösung

Dieses «Spitzen glätten» bedeutet, dass die elektrische Infrastruktur für kleinere Lasten dimensioniert werden kann, was Kosten und Material spart, erklärt Harald Hepp, Division Manager Traction, ABB Schweiz. Durch die Energiespeicherung an Bord können elektrische Züge auch Gebiete überbrücken, in denen es keine Oberleitungen gibt, so dass weniger neue Infrastrukturen gebaut werden müssen. Kurzum: Energiespeichersysteme sind für Bahnbetreiber nicht nur wirtschaftlich interessant, sondern haben auch eine netzstabilisierende Wirkung, betont er.

Die Vorteile gelten sowohl für Hochgeschwindigkeitszüge als auch für die kleinsten Bergbahnen, von denen wir in der Schweiz einige haben. Für die Standseilbahn Biel-Magglingen hat ABB in Zusammenarbeit mit der Frey AG Stans, der Doppelmayr-Garaventa Gruppe und der Hochschule Luzern ein Energiemanagementsystem entwickelt, das die Bremsenergie zurückgewinnt. Das Ergebnis: 30 % weniger Strom aus dem Netz, weniger Lastspitzen und letztes Jahr der Europäische Solarpreis in der Kategorie Mobilität für die «Weltneuheit» des Energiesystems.

Energiespeichersysteme sind nicht nur von wirtschaftlichem Interesse, sie haben auch eine netzstabilisierende Wirkung.

Harald Hepp, Division Manager Traction, ABB Schweiz

Wie funktioniert es?

Auch wenn die einzelnen Technologien nicht ganz neu sind, so ist es doch die innovative und intelligente Kombination, die das Magglinger Energiemanagementsystem einzigartig macht, sagt Hepp.

Die Zugwaggons werden so weit wie möglich durch Sonnenkollektoren auf der Bergstation und durch regenerative Bremsenergie betrieben, wodurch der Bedarf an «teurerem» Strom aus dem Netz verringert wird. Die Bremsenergie wird in Batterien gespeichert, eine unterbrechungsfreie Stromversorgungseinheit sorgt für den Notbetrieb der Waggons, und ein spezielles Energiemanagementsystem regelt und optimiert den Energiefluss rund um die Uhr. Ein weiterer Pluspunkt: Dieselgeneratoren werden nicht mehr benötigt.

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Letzte Aktualisierung: 27.03.2023