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Klimafreundliches Flugbenzin für eine nachhaltigere Fliegerei

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Klimafreundliches Flugbenzin für eine nachhaltigere Fliegerei

Der Flugverkehr war vor der Corona-Pandemie für 2 bis 3% der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Ein Wachstum darüber hinaus prognostizieren Experten ab ca. 2025. Um den CO2-Ausstoss in Zukunft reduzieren zu können, setzt die Flugbranche unter anderem auf sogenanntes «sustainable aviation fuel» (SAF, klimaneutrales Flugbenzin).

Das kann z.B. aus Biomasse wie Pflanzen, Fetten oder organischen Abfällen hergestellt werden. Schon heute ist der Einsatz von Bio-SAF im Luftverkehr möglich und einige Fluggesellschaften verwenden es. Mittel- und langfristig führt die CO2-Reduktion im Flugverkehr über synthetisches Kerosin. Dieses strombasierte SAF, auch Power-to-Liquid-Kerosin genannt, wird mit Hilfe regenerativer Energie sowie CO2 und Wasser hergestellt. SAF ist zurzeit noch nicht in relevanten Mengen erhältlich und die Kosten sind noch um ein Vielfaches höher als bei herkömmlichem Kerosin. So wird der Umstieg auf SAF zu einer riesigen Herausforderung für eine Branche, bei der schon heute der Flugtreibstoff für rund einen Drittel der Gesamtkosten verantwortlich ist.

  • Aus 1 Tonne Kerosin entstehen 3.15 t CO2. Auf einem Flug von Zürich nach New York und zurück emittiert damit jeder Passagier rund 2 t CO2 (Quelle: myclimate).
     
  • Flugbenzin aus Biomasse gibt bei der Verbrennung nur so viel CO2 ab, wie die verwendeten Pflanzen zuvor beim Wachstum aufgenommen haben. Biomasse ist aber nur beschränkt verfügbar. Beim Anbau kann eine Nutzungskonkurrenz zu Nahrungsmitteln entstehen.
     
  • Power-to-Liquid-Kerosin wird mit sehr hohem Energieaufwand aus Wasser und CO2 hergestellt. Solche synthetischen SAF-Treibstoffe können nahezu CO2-neutral sein, wenn dafür erneuerbarer Strom z.B. aus Sonnen- und Windenergie eingesetzt wird und das CO2 aus Biomassequellen oder aus der Luft stammt.
     
  • Die Schweizer Firma Climeworks hat eine Technologie entwickelt, um CO2 aus der Luft zu filtern. Zusammen mit Partnern arbeitet Climeworks in Holland an einer Demonstrationsanlage, welche zuerst CO2 aus der Luft filtert und im Anschluss daraus CO2-neutrales Flugbenzin herstellt.
     
  • Das Schweizer Startup Synhelion hat ein Verfahren entwickelt, mit welchem aus Luft und Sonnenlicht ein CO2-neutraler Treibstoff hergestellt werden kann. Zusammen mit der EMPA (eidg. Materialprüfungs- und Forschungsanstalt) arbeitet Synhelion zurzeit an der Entwicklung eines Speichers für Hochtemperatur-Solarwärme. Dieser würde es erlauben, die Sonnenenergie zu speichern und damit industriell – also auch nachts, wenn die Sonne nicht scheint – den synthetischen Treibstoff mit Gratisenergie der Sonne zu produzieren. Die Fluggesellschaft Swiss und ihre Muttergesellschaft, die Lufthansa Gruppe, haben Anfang 2022 eine Partnerschaft mit Synhelion beschlossen. Zusammen mit dem ETH-Spinoff wollen sie die Markteinführung von solarem Treibstoff vorantreiben und als erste Fluggesellschaft ab 2023 sogenannten Sun-to-Liquid-Treibstoff auf ihren Flügen nutzen.

Unternehmen wie Climeworks und Synhelion arbeiten daran, dass in Zukunft der CO2-Ausstoss des Luftverkehrs mit alternativen Flugkraftstoffen deutlich reduziert werden kann. Ein weiterer Tatbe­weis dafür, dass Schweizer Technologie einen riesigen, globalen Emissionsreduktionshebel entfalten kann.  

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Letzte Aktualisierung: 28.07.2021