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«Ich war gerade auf der Suche nach einem Thema für meine Matura-Arbeit. Dann durfte ich bei einem Test von Freunden dabei sein, die einen Roboter für die Erkundung der Antarktis entwickelt hatten. Der Wind brachte das Gerät auf dem Gletscher immer wieder aus dem Gleichgewicht. Gäbe es da nicht eine bessere Form? Die Frage liess mich nicht los. Ich wusste: Ich hatte mein Thema gefunden. Die Diskussionen und die Wertschätzung, die mein Projekt inzwischen erfahren hat, waren für mich Ansporn, die Arbeit immer wieder zu erweitern und zu optimieren.

Ideen verwirklichen: Océane Patiny in ihrem Atelier

Als Kind war ich schon immer von Technik umgeben. Mein Vater ist Lehrer und hat mich und meinen jüngeren Bruder immer wieder in kleine Projekte involviert. So konnten wir schon früh an Elektronik und Informatik tüfteln. Immer sehr gefallen haben mir die ‹Maker Spaces›, Orte, an denen sich Bastler und Tüftler zusammentun, um eigene Dinge zu entwickeln, die eher am Rande mit Technik zu tun haben. Man trifft dort viele kreative Leute. Als ich mein Maturaprojekt begann, war ich bereits Mitglied im «Hackarium» in Renens, einem gemeinnützigen Verein mit dem Ziel, die Wissenschaft durch öffentliches Engagement zu demokratisieren.

Gewinnerin bei «Schweizer Jugend forscht»

Name: Patiny
Vorname: Océane
Wohnort: Denges (VD)
Jahrgang: 2000
Ausbildung: Gymnasium
Praktika: Octanis Instruments, 
EPFL ATPR, ChemExper
Jetzt: Bachelorstudium in
Mikrotechnik an der HEIG-VD
Freizeit: Nähen, Zirkusdiszipline, Kampfsport

Ich liebe es, wenn ich etwas eigenständig umsetzen und mich in ganz unterschiedliche Fragen vertiefen kann. Als ich merkte, dass ich einen eigenenRoboter zum Laufen bringen konnte, wuchs mein Interesse für Technik so richtig. Ich kann mir gut vorstellen, dass ich später mal etwas mit Robotern machen werde. Besonders interessiert mich die Bionik, bei der die Natur als Vorbild genommen wird. Als Frau ist man in einem technischen Umfeld ja oft in der Minderheit. Als ich mit meiner Arbeit am EU Contest for Young Scientists teilnehmen konnte, hatte ich allerdings gar nicht diesen Eindruck. Selbst in Bereichen wie Mathematik oder Physik war der Frauenanteil sehr hoch. Das unterschiedliche Interesse der Geschlechter entsteht aus meiner Sicht aus psychosozialer Prägung und ist nicht angeboren.»

Schweizer Jugend forscht

Der nationale Wettbewerb richtet sich an Lernende und Gymnasiasten, die sich wissenschaftlich mit einem Lieblingsthema auseinandersetzen möchten. Die nächste Prämierung findet im April 2021 statt. www.sjf.ch

Der «Remote Control Cylinder» in Aktion

Das Gewinnerprojekt

Océane Patiny und ihre Forschungsarbeit haben eine lange Reise hinter sich: Vom «Maker Space» und ihrem Gymi-Lehrer gingʼs über die regionale natur-wissenschaftliche Gesellschaft zu «Schweizer Jugend forscht» und schliesslich zum «European Union Contest for Young Scientists» (EUCYS). Am nationalen Wettbewerb von «Schweizer Jugend forscht» gewann Océane mit ihrem Roboter die Auszeichnung «exzellent». Beim EUCYS der Europäischen Kommission durfte Océane gleich zweimal auf die Bühne. Sie gewann den dritten Platz in der Gesamtwertung und zusätzlich einen Sonderpreis, welcher einen einwöchigen Aufenthalt im Raumfahrtzentrum ESTEC in den Niederlanden vorsieht. Aufgrund der Pandemiesituation konnte Océane den Preis leider noch nicht einlösen. Die Arbeit von Océane überzeugte die Juroren, weil sie breit angelegt war. Sie umfasste mathematische Modellierungen, die Konzeption der elektronischen Schaltkreise, die Umsetzung der Hardware sowie die Erstellung des Steuerungsmoduls. 

Von Star-Wars-Roboter inspiriert

Inspiriert war der Roboter ursprünglich mitunter vom kugelrunden Roboter «BB-8» der Serie «Star Wars». In der praktischen Umsetzung hat sich Océane dann für eine zylindrische Variante entschieden. Der Roboter kann über eine Website ferngesteuert werden und sich in einer geraden Linie mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten fortbewegen. Der Zylinder rollt, wenn sein Masseschwerpunkt mit Hilfe von drei Servomotoren verschoben wird. Dies erlaubt eine Fortbewegung ohne Räder. Dies kann dort spannend sein, wo hermetisch abgedichtete Roboter gefragt sind. Da das Ziel dieser Arbeit aber darin bestand, die Machbarkeit des Ansatzes zu demonstrieren, gibt es (noch) keine konkreten Anwendungen. 

 

 

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Letzte Aktualisierung: 02.03.2021