Tecindustry Magazin «Ich war sofort begeistert vom Beruf Automatikerin»
Ansprechpartner  Tecindustry Tecindustry
+41 44 384 41 11 +41 44 384 41 11 infonoSpam@tecindustry.ch
Teilen

«Ich war sofort begeistert vom Beruf Automatikerin»

Rachel Mermod empfand den Weg als Frau in einem technischen Umfeld als steinig. Heute ist sie froh, Grenzen überwunden zu haben und Frauen als Mentorin unterstützen zu können.

Was war die Zündung für Ihren Weg in einen technischen Beruf? 

Rachel Mermod: Für mich war erst später klar, dass ich eine Lehre in einem technischen Beruf machen werde. Zuerst fing ich ein Studium an. Ich wollte aber unbedingt vom theoretischen Studium in die Praxis wechseln und absolvierte mehrere Praktika in Unternehmen: als Automechanikerin, Polymechanikerin und Automatikerin. Sofort verliebte ich mich in den damals neuen Beruf der Automatikerin, denn die Ausbildung gab Einblick in gleich mehrere technische Fächer wie Mechanik, Elektrizität, Elektronik, Pneumatik, Hydraulik und Informatik. Verschiedene Wege durch Praktika im technischen Bereich zu erkunden, finde ich ganz wichtig. Nur so kann man eine fundierte Berufswahl treffen. Nur wer leidenschaftlich bei der Sache ist, kann länger durchhalten und auch Frustration wegstecken: Oft ist nämlich Ausdauer gefragt, um akzeptiert zu werden.  

Gab es Stolpersteine während Ihrer Karriere? 

Ich hatte während meiner gesamten beruflichen Laufbahn mit mehreren Schwierigkeiten zu kämpfen. Zunächst musste ich meine Eltern überzeugen, dass ich in die Tech-Branche einsteigen möchte. Sie akzeptierten nicht gleich, dass ich einen für eine Frau nicht alltäglichen Weg einschlug. Es war also nicht einfach, die Stereotypen zu durchbrechen. Auch während meiner Ausbildung musste ich mich beweisen, um von meinen Mitschülern und Lehrmeistern respektiert zu werden, da ich das einzige Mädchen war. Und dann waren viele Kunden irritiert, wenn ich auf einer externen Montage im Einsatz war. Eine Frau sollte ihre Maschine wieder zum Laufen bringen? Als Frau in einem männlichen Umfeld musste ich täglich kämpfen, um akzeptiert zu werden – bis heute. Aber die Tatsache, dass ich es geschafft habe, ist eine grosse Befriedigung und erfüllt mich mit Stolz. Wichtig ist mir auch zu sagen: Trotz dieser Hindernisse ist es auch schön, in einer Männerwelt zu arbeiten. Ich liebe die Direktheit, die oft herrscht. 

 

Hatten Sie inspirierende Vorbilder?  

Leider gab es in den 2000er Jahren nur wenige Frauen, die technische Berufe ausübten. Ich war die erste Frau, die ihre Lehre als Automatikerin erfolgreich abgeschlossen hat. Damals hätte ich mir gewünscht eine Mentorin zu haben, die mich unterstützt und ermutigt. Das ist auch der Grund, warum ich mich im Mentoring-Programm Swiss TecLadies engagiert habe. Für mich ist es eine Selbstverständlichkeit, andere Frauen in technischen Berufen zu unterstützen. 

Ich war die erste Frau, die ihre Lehre als Automatikerin abgeschlossen hat. Ich wünschte, ich hätte eine Mentorin gehabt.

Rachel Mermod, Responsable Méthodes, Planning et Ordonnancement, Solo Swiss SA

Was macht Ihnen am meisten Spass an Ihrer Arbeit?  

Ich verbessere die Herstellungs- und Montageprozesse unserer Maschinen und bin neugierig darauf, neue Technologien zu erlernen, neue Projekte zu entwickeln und zu implementieren. Mein Beruf hat es mir ermöglicht, meine Träume zu verwirklichen, aber auch meine Grenzen zu erweitern, indem ich mir als Frau in einer Männerdomäne einen Platz erobert habe. Was mich wohl auszeichnet: Ich bin oft sensibler als meine männlichen Kollegen, aber trotzdem streng und enthusiastisch.   

Gab es Menschen, die Sie besonders unterstützt haben?  

Ja, ich bin meiner Familie und meinem Mann sehr dankbar. Ich möchte auch den beiden Unternehmen Bobst SA und Solo Swiss SA danken, die mir ohne Vorurteile immer vertraut haben.  

 

Berufliche Stationen

Lehre als Automatikerin (Bobst SA in Prilly/Mex). Danach: Externe Montage, Inbetriebnahme bei Kunden und Pannenhilfe (Bobst SA und weltweit), Verantwortliche für die Überwachung der elektrischen und mechanischen PCR-Projekte und Aufbau der Produktion einer neuen Maschine in China (Bobst SA Mex und Bobst Shanghai), Eidgenössischer Fachausweis als Prozessfachfrau (ESG in Prilly), Industrialisierung von Produktionsmaschinen und Einrichtung von Produktionslinien nach Lean Manufacturing (Bobst SA in Mex), SAP KUser Manager für die Industrialisierungsabteilung zur Standardisierung der Konzernprozesse und Digitalisierung der Abläufe (bei Bobst SA in Mex). Ausschuss für Unternehmensvorschläge (Bobst SA in Mex) Derzeit: Prozess-Methoden, Planung und Terminierung (bei Solo Swiss SA in Porrentruy). Ausserberufliche Erfahrung: Mentorin SwissTecLadies

War dieser Artikel lesenswert?

Letzte Aktualisierung: 27.04.2023