Tecindustry Magazin «Ich bin neugierig und wollte verstehen, wie die Dinge funktionieren»

«Ich bin neugierig und wollte verstehen, wie die Dinge funktionieren»

Charlotte Veauvy interessierte sich schon früh für die technische Seite der Produktion. Ihr Wissen kann sie heute in vielen unterschiedlichen Bereichen einsetzen. Sie weiss: Den Traumjob muss man nicht schon als Jugendliche finden – sondern sollte ihn je nach Lebenslage anpassen können.

Was war die Zündung für Ihren Weg in einen technischen Beruf? 

Charlotte Veauvy: Es gab keinen einzelnen Moment, der mein Interesse an Technik befeuerte. Aber ich bin neugierig und wollte immer verstehen, wie die Dinge funktionieren; wie sie aufgebaut sind. Ich interessierte mich besonders für Produktionstechnik und wollte tief in die Materie eintauchen. Für mich war es von Natur aus einfach klar, dass ich mich der technischen Seite der Produktion zuwende. Später konnte ich meine Ausbildung in den verschiedensten Bereichen einsetzen, zum Beispiel in der Elektronik oder bei einem Unternehmen, das saubere Umgebungen wie Reinräume kontrolliert. Wenn man verstanden hat, dass ein und dasselbe Wissen auf verschiedene Bereiche anwendbar ist, kann man kreativ werden und viel bewegen.  

Gab es Momente, die Ihre Karriere besonders beeinflusst haben? 

Der Wendepunkt meiner Karriere war die Geburt meiner Tochter. Sie hat mir bewusst gemacht, wie viel Kraft und Mut ich habe. Nach meinem Mutterschaftsurlaub und einigen Monaten Rückkehr an den Arbeitsplatz merkte ich, dass ich mich neuen Herausforderungen stellen wollte. Nach reiflicher Überlegung und mit Hilfe eines Coachs definierte ich die Traumstelle, die ich mir in dieser Lebensphase wünschte und ging damit zu meinem Chef. Er war einverstanden! Das hat mich gelehrt: Fragen schadet nie! Mein Tipp für Frauen in der Branche: Bleiben Sie die Frau, die Sie sind. Und wenn sich in Ihrem Traumjob nur wenige weibliche Kolleginnen finden, hat das viele Gründe. Es liegt ganz gewiss nicht daran, dass Frauen oder Mütter diese Arbeit nicht ausführen können. Lassen Sie sich von Stereotypen nicht davon abhalten, Ihren Weg zu gehen! 

 


Wer hat Sie inspiriert? 

Meine Mutter war sehr prägend für mich. Sie war Lehrerin für Technologie an einer Mittelschule. Als wir drei Kinder in die Pubertät kamen, entschied sie sich dafür, noch einmal zu studieren und wurde stellvertretende Schulleiterin an einem Gymnasium. Sie hat mir gezeigt, dass wir uns immer weiterentwickeln können und es nicht die Entscheidungen unserer Jugend sind, die uns für immer festnageln. Türen öffnen sich, wenn wir uns die Mühe machen zu verstehen, was uns wirklich interessiert und bewegt. Meine Mutter hat mich also eindeutig dazu inspiriert, nie mit dem Lernen aufzuhören und immer nach Fortschritt zu streben. Während meiner beruflichen Laufbahn habe ich aber auch zwei für mich wichtige männliche Manager kennengelernt. Sie haben es verstanden, mir mit Wohlwollen und auf Augenhöhe Ratschläge und Tipps zu geben. Beide Männer sahen meine Qualitäten und ermöglichten es mir, mich weiterzuentwickeln.  

Was macht Ihnen an Ihrer Arbeit am meisten Spass?  

Ich liebe es, Probleme zu lösen und Menschen anzuleiten auf ihrem Weg zum Ziel. Dabei sind das Zuhören und der Austausch sehr wichtig und ich muss jeden einzelnen aus dem Team gut kennen. Beim Arbeiten achte ich sehr auf Effizienz und versuche jedes Teammitglied bestmöglich mit einzubeziehen. Ich sehe mich als Dirigentin; meine Mitarbeitenden kennen ihre Partitur, ich gebe das Tempo vor und betreue sie, damit sie in die richtige Richtung gehen und auf das gleiche Ziel hinarbeiten. Wenn es notwendig ist, die Partitur anzupassen, um zur harmonischen Melodie zurückzufinden, bin ich da. 

Ich sehe mich als Dirigentin: Meine Mitarbeitenden kennen ihre Partitur, ich gebe das Tempo vor und betreue sie, damit sie in die richtige Richtung gehen und auf das gleiche Ziel hinarbeiten.

Charlotte Veauvy, Operations Manager CH, LNS

Was sind die grössten Herausforderungen in Ihrem Job? 

Die grösste Herausforderung für mich besteht darin, Vollzeit zu arbeiten und Mutter zu sein. Präsent zu sein für meine vierjährige Tochter und genügend Qualitätszeit mit ihr zu haben ist nicht immer leicht. Gleichzeitig muss ich meine Rolle als Managerin ausfüllen. Aus beruflicher Sicht ist das Streben nach einem besseren ökologischen Fussabdruck für mich von grösster Bedeutung. Wir sind ständig auf der Suche nach besseren und intelligenteren Lösungen. 

Gab es Stolpersteine in Ihrer Karriere? 

Mich selbst. Als ich jünger war, stand ich mir oft im Weg, weil ich immer wieder unter Selbstzweifeln litt. Ich bin mir dessen aber bewusst und weiss immer besser, was ich dagegen tun kann: Freunde und Arbeitskollegen treffen.  

 

Zur Person

Nach dem Abitur in Angewandter Kunst absolvierte sie ein BTS und eine Lizenz für die Textilindustrie (Schwerpunkt Produktionstechnik und Kenntnisse in ISO 9001). Sie arbeitete in der Textilindustrie und in der Kontrolle von Reinräumen in Krankenhäusern und Labors in Frankreich. In der Schweiz begann sie bei LNS als Technikerin im Methodenbüro, nach vier Jahren übernahm sie die Verantwortung des Büros und arbeitet derzeit als Operations Managerin bei LNS für die Schweiz.

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Letzte Aktualisierung: 01.05.2023