Tecindustry Themen Be the change that you want to see in the world (M. Gandhi)

Be the change that you want to see in the world (M. Gandhi)

Mega Nathan ist Head of Functional Surfaces and Style beim Automobilzulieferer Autoneum in Winterthur. Mit seinem Team forscht er an Teppichen für die Innenausstattung von Fahrzeugen. Im Interview erzählt Mega Nathan von seiner Karriere und seinem Weg von Indien in die Schweiz.

Text: Alena Sibrava

Mega, warum hast du dich für eine technische Laufbahn entschieden?
Mega Nathan:
Ich bin in Südindien in der Nähe der Stadt Coimbatore aufgewachsen. Die Region ist bekannt für ihre Textilindustrie, in der schon mein Vater tätig war. Mit seiner Begeisterung für Technik im Allgemeinen und die Branche im Besonderen weckte er mein Interesse. Nach der 10. Klasse absolvierte ich ein Diplomstudium an einer technischen Universität und arbeitete anschliessend als Supervisor in einer Textilfabrik in Indien. Später wechselte ich zu einem Textilmaschinenbauer – einer Firma vergleichbar mit Rieter.

Du hast später auch noch den Bachelor in Textil-Technologie gemacht.
Mega Nathan:
Ja, denn ich hatte Ambitionen. Ich arbeitete 6 Tage die Woche von 8 bis 17 Uhr und besuchte jeweils noch Abendkurse an einer der besten Universitäten in der Region bis 21 Uhr – und dies während vier Jahren. Auch beruflich ging es weiter. Im zweiten Jahr meines Studiums bekam ich das Angebot, ein Werk mit 100 Angestellten zu leiten. Ich war damals gerade mal 22.

Und? Hast du angenommen?
Mega Nathan:
Ja. Rückblickend würde ich mir das wahrscheinlich länger durch den Kopf gehen lassen, aber damals sagte ich sofort zu. Die Lernkurve war steil. Ich habe unglaublich viele Fehler gemacht, aber dadurch habe ich auch eine Menge gelernt. Einmal traf ich eine Entscheidung, woraufhin die ganze Belegschaft streikte. In einem Managementbuch hatte ich gelesen, dass man Angestellten das Basisgehalt kürzen und sie nach ihrer Leistung entlohnen sollte. In Indien ist dies jedoch unüblich. Normalerweise ist die Berufserfahrung ausschlaggebend für die Höhe des Salärs. Ich aber wollte jungen Leuten die Chance geben, mehr zu verdienen, wenn sie besser performen.

Was hatte dieser Zwischenfall für Folgen?
Mega Nathan:
Zum Glück keine. Mein Vorgesetzter hatte grosses Vertrauen in mich. Er war zwar kritisch, aber er liess mich meine Ideen ausprobieren. Als ich das Unternehmen verliess, war mein Werk effizienter als alle anderen in der Gruppe. Die Kollegen waren mir ans Herz gewachsen, weshalb mir der Abschied schwer viel. Aber für mich stand schon früh fest, dass ich mein Masterstudium im Ausland machen wollte.

Für welche Destination hast du dich entschieden?
Mega Nathan:
Die meisten meiner Kommilitonen entschieden sich für die USA und auch ich wollte meinen Weg dort gehen, schon alleine wegen der Sprache. Obwohl ich bereits für eine sehr gute Universität zugelassen wurde, redete mir mein Mentor ins Gewissen. Er befürchtete dass ich nach meinem Studium dort höchstwahrscheinlich im Software-Bereich landen würde, was er angesichts meines grossen technischen Knowhows im Textilbereich bedauerte. Er empfahl mir, in ein technisch affines Land für Textilingenieurwesen zu gehen, nach Deutschland zum Beispiel. So entschied ich mich dazu, meinen Master an der University of Applied Sciences Niederrhein in Nordrhein-Westfalen zu machen.

Wie bist du schliesslich in die Schweiz gekommen?
Mega Nathan:
Im Vergleich zu den anderen Studierenden hatte ich als 24-jähriger schon sehr viel Praxiserfahrung, welche aber in Deutschland wenig zählte. Um im europäischen Markt Fuss fassen zu können, musste ich ein Praktikum absolvieren, das ich durch eine meiner Professorinnen bei der Chemiefirma BASF in Ludwigshafen vermittelt bekam. Dort lernte ich auch meine heutige Frau kennen. Bei BASF gefiel es mir gut, meine Arbeit wurde geschätzt. Rieter war aber schon immer mein Traumarbeitgeber, schon während des Studiums in Indien. Und so bewarb ich mich bei diesem Unternehmen in Winterthur. Beim Vorstellungsgespräch war die HR-Managerin beeindruckt, dass ich bereits eine Menge über deren Technologien wusste. Diese waren mir schon von meinem Studium und meinem Vater her bekannt. So bekam ich meine Traumstelle bei der Automobildivision von Rieter, die 2011 verselbständigt und zu Autoneum wurde.

Du bist nun 43 Jahre alt und arbeitest seit über 20 Jahren in der Textilbranche. Wird es dir nicht manchmal langweilig?
Mega Nathan:
Lass mich dies anhand einer Analogie erläutern. Als Kind will man vielleicht LKW-Fahrer werden, später dann Zugfahrer, dann Arzt oder Ingenieur. Je mehr du an Erfahrung gewinnst, je mehr Details du siehst, desto mehr erkennst du, was noch möglich wäre.

Was für Ziele hast du noch?
Mega Nathan:
Freude an der Arbeit haben. Solange du Spass hast, bei guter Gesundheit bist und bestenfalls auch noch ein bisschen Geld verdienst, kannst du alles machen, was du willst.

Zur Person

Mega heisst mit vollem Namen Meganathan Meenakshisundaram. Er ist in Südindien aufgewachsen, in einer Region, die stark durch die Textilindustrie geprägt ist. Seit 2007 arbeitet Mega bei Autoneum (ehemals Rieter), einem der führenden Hersteller von Akustik- und Hitzeschutz für Fahrzeuge. Mega hat Textil-Technologie in Indien und Deutschland studiert. Bei Autoneum in Winterthur arbeitet er im Research & Technology Team als Head of Functional Surfaces and Style. Mit seinem Team entwickelt er Teppichinnovationen für Fahrzeuge. In seiner Freizeit macht Mega viel Sport. Letztes Jahr hat er über 6000 Kilometer auf dem Rad zurückgelegt - der Arbeitsweg nicht miteingerechnet.

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Letzte Aktualisierung: 05.02.2020